Fremdkörperaspiration


 

 Symptome und Diagnostik

Ein längerer Zeit in den Bronchien verbleibender Fremdkörper ("chronische Aspiration") kann zu immer wiederkehrenden Pneumonien bzw. einer Atelektase führen.

Eine plötzliche Hustenattacke beim Essen oder Spielen mit kleinen Gegenständen gibt einen wichtigen Hinweis. Atemnot kann, muss aber nicht vorhanden sein.

 

 

Vorgehen bei Verdacht auf Fremdkörperaspiration

 

Bei Verdacht auf Fremdkörperaspiration ist möglichst umgehend eine Bronchoskopie zu veranlassen, da andernfalls die Komplikationsrate steigt.

 

 

Schon der Verdacht auf ein solches Ereignis ist Anlass zur Bronchoskopie, selbst wenn der Auskultations-befund oder das Röntgenbild unauffällig oder wechselnd ist (flottierende Fremdkörper !). Bei festen Fremdkörpern (Nüsse, Spielzeug, Nadeln etc) ist eine starre Bronchoskopie mit Narkose nötig, da die Arbeitskanäle eines Fiberbronchoskops zu klein sind (s.o.).

 


 

Einer Übersicht über 62 Fälle aus 5 Jahren ist zu entnehmen, dass nur etwa ¼ der Patienten nach Fremdkörperaspiration innerhalb der ersten 24 Stunden stationär eingeliefert wurde (Tabelle 1).

 

Tabelle 1
Zeitliche Verzögerung zwischen Aspiration eines Fremdkörpers (nach anamnestischen Angaben) und Diagnose bei 62 Kindern der Universitäts-Kinderklinik Giessen (Zeitraum 1994-1998)

 

Intervall bis zur
Bronchoskopie
Anzahl der Patienten
(in %)
bis zu 24 Stunden n = 18 (29 %)
bis zu 7 Tage n = 12 (19 %)
bis zu 28 Tage n = 16 (26 %)
länger als 28 Tage n = 16 (26 %)

 

 

 

Die zeitliche Verzögerung der Diagnose führt zu entzündlichen Gewebsreaktionen, die verhindern, dass der Fremdkörper sofort entfernt werden kann. Hier muß in der Regel erst eine entzündungsdämpfende Behandlung eingeleitet werden bevor bronchoskopiert wird. Mit jeder längeren Verzögerung der adäquaten Diagnostik (und Therapie) steigt das Risiko der Komplikationen.

 

 s. auch Merkblatt für Laien

 

 

Link: LEITLINIEN  

 

Zum Betrachten des Films wird das APPLE QUICKTIME PROGRAMM benötigt. Dieses Programm muss, sofern noch nicht auf dem lokalen Rechner installiert, unter http://www.apple.com/quicktime/download/ heruntergeladen werden. Nach dem Download muss die heruntergeladene Datei gestartet und den Bildschirmanweisungen gefolgt werden.



Betroffen sind vor allem ältere Säuglinge und Kleinkinder. In seltenen Fällen können aber auch Jugendliche beim Spielen versehentlich einen Fremdkörper aspirieren (s. Abb. 3). Am häufigsten werden Erdnüsse aspiriert (Film).

 

 

 Abb. 1Akute Fremdkörperaspiration und Extraktion (Erdnuss)


Akute Fremdkörperaspiration
und Extraktion (Erdnuss):
Erdnuß im rechten Hauptbronchus seit 6 Stunden, Entfernung mittels "optischer Zange"; danach kaum Entzündungs-reaktionen, alle anderen Ostien frei

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Besonders gesalzene Nüsse bzw. Nussbestandteile können bei längerem Verbleiben in den Bronchien sehr starke Reaktionen der bronchialen Mukosa zur Folge haben, so dass aufgrund der Entzündungsreaktion und Granulationen kaum noch eine Lumen zu erkennen ist und eine Entzündungsdämpfende Therapie vor Entfernung des Fremdkörpers notwendig ist (Abb. 2):

 

 

Abb. 2 Chronische Fremdkörperaspiration (Erdnuss)
und Entfernung


Chronische Fremdkörperaspiration (Erdnuss) und Entfernung:
Entfernung einer Erdnuss nach 6 Wochen dauernder "chronischer Aspiration" im Anschluss an eine 3tägige systemische Therapie mit Prednisolon und einem Antibiotikum;
Kontrolle 4 Wochen später: freies Bronchialsystem

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Abbildung 3
Aspirierte Nadel im linken Hauptbronchus bei einem 10-jährigen Mädchen 3 Tage nach Aspiration

 

 

 

s. auch: "Fremdkörperaspiration"
von Heckmann M., Lindemann H.: In: Lindemann H., Steiß J.O. (Hrsg.):Praxis der pädiatrischen Allergologie und Pneumologie. Dustri, München - Orlando 2006, S. 103-110