Behandlung der Neurodermitis

Allgemeines

 

Die meisten von Neurodermitis betroffenen Kinder können mit erprobten und anerkannten Maßnahmen erfolgreich behandelt werden. Allerdings ist oft viel Geduld nötig, eine rasche Heilung ist nicht möglich.

Wichtig ist ein geregelterr Tagesablauf mit ausreichend Schlaf und Erholungsphasen. Stress-Situationen sollten so gut wie möglich vermieden werden.

 

 

Sanierungsmaßnahmen

 

Auslösefaktoren wie bekannte Allergieauslöser und Reize, die Hautreaktionen hervorrufen, müssen so weit wie möglich vermieden werden. Dazu gehört auch Verzicht auf Fell oder Federn tragenden Haustiere und Rauchen in der Wohnung und im Auto ( siehe Merkzettel "Sanierungsmaßnahmen ... "). Die Luftfeuchtigkeit sollte weniger als 65 % betragen. In Wohn- und Schlafräumen sollte regelmäßig eine Stoßlüftung durchgeführt werden. Damit wird einer Ansammlung von Schimmelpilzen vorgebeugt. Ein Ankippen der Fenster ist unzureichend.

 

Verhalten bei Juckreiz

Kratzen löst noch stärkeren Juckreiz aus. Daher sollten die Fingernägel kurz gehalten werden.

 

Reinigung und Pflege der Haut

 

Damit die Haut nicht austrocknet und gereizt wird, sollte sie möglichst mit klarem Wasser gereinigt werden. Nur bei stärkerer Verschmutzung sollte sie - am besten ohne Seife - mit einer leicht sauren Waschlösung (pH-Wert zwischen 5 und 6) gereinigt werden.

Generell ist Duschen dem Baden vorzuziehen, weil es für die Haut schonender ist.

 

Grundpflege

Eine gute Grundpflege lindert den Juckreiz und verringert die Anfälligkeit gegen Infektionen der Haut. Sie muss daher zwei- bis dreimal täglich durchgeführt werden. Die Haut bei Neurodermitis benötigt Feuchtigkeit und Fett. Das Verhältniss von Feuchtigkeit zu Fett, variiert je nach Hautzustand und Jahreszeit.

 

 

Prinzip: Eine trockene Haut  braucht viel, eine entzündete oder gar nässende Haut wenig Fett. Auch im Winter ist mehr Fett (Salbe!) nötig als im Sommer (Creme!).

 

 

Der Fettgehalt in den Pflegemitteln steigt in der Reihenfolge an: Lotio > Creme > Lipolotio > Salbe > Fettsalbe > Öl.

Welches Mittel am besten geeignet ist, muss individuell ausgetestet werden.

Eine Creme sollte  aus einer Tube oder, wenn das nicht möglich ist, mit einem Holzspatel (nicht mit der bloßen Hand) aus dem Cremetopf entnommen werden.

Ölbäder können die Grundpflege ergänzen, aber nicht ersetzen.

 

 

Wirkstoffe, die der Pflegegrundlage beigemischt werden können (Tabelle 1)

 

Die beste nichtmedikamentöse Maßnahme zur Dämpfung des Juckreizes ist Kühlung. Daneben können Polidocanol und alle Substanzen, die gegen Entzündungen wirksam sind, zur Linderung des Juckreizes beitragen (Tabelle 1).

 

 

Tabelle 1: Wirkstoffe zur Behandlung der Haut bei Neurodermitis und ihre Wirkung

 

Harnstoff:

-  schuppenlösend, wasserbindend, hautglättend

Nachteil:kann auf entzündeter und dünner Haut brennen

Polidocanol: juckreizstillend, ebenso wie die unten genannten antientzündlichen Wirkstoffe (Zinkoxid, Tannin usw.)

Bei Infektionen geeignete Mittel:

- Jodlösung, Kaliumpermanganat (als Badezusatz)

- Triclosan, Chlorhexidin u.a.: gegen Bakterien und Hefepilze

- Farbstoffe (z.B. Pyoktanin, Eosin): Sie haben einen zusätzlich austrocknenden und gerbenden Effekt, daher sind sie besonders für nässende Stellen geeignet.

- Lokalantibiotika: gegen Bakterien

- Aciclovir: gegen herpesviren

Gegen leichte Entündungen wirksam:

- Zinkoxid: gerbend, entzündungshemmend, kühlend

- Eichenrinde, Tannin, Schwarztee, essigsaure Tonerde (gut für Umschläge geeignet): gerbend

- Schieferölzubereitungen

Gegen starke Entzündungen wirksam:

- Kortison

- Tacrolimus

- Pimecrolimus

 

 

 

Weiteres Vorgehen

 

Bei entzündeter Haut versucht man zunächst, mit leicht antientzündlich wirkenden Substanzen eine Besserung zu erzielen (Tabelle 2, "Stufentherapie") . Bei starken Hautveränderungen kann jedoch eine Kortisoncreme erforderlich sein. Werden Kortisonmittel der Klasse I (schwach) und Klasse II (mittelstark) vorübergehend angewendet, so ist die häufig geäußerte Kortisonangst unbegründet. Allerdings ist im Gesicht und Genitalbereich Vorsicht angebracht.

Als stark antientzündlich wirkende Substanzen stehen neben Kortisonpräparaten zusätzlich Tacrolimus (Protopic®) und Pimecrolimus (Elidel®) zur Verfügung. Sie sind ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen. Anders als Kortisoncremes führen sie nicht zu einer Hautverdünnung, selbst wenn sie über lange Zeit aufgetragern werden müssen. Allerdings muss auf einen guten Sonnenschutz geachtet werden.

 

 

Tabelle 2 Stufentherapie der Neurodermitis

 

  

Stufe 4

anhaltende schwere Ekzeme

 

Behandlung wie Stufe 3    +

innerliche Medikamente, einschließlich Ciclosporin A und ähnliche

 

Stufe 3

mäßige Ekzeme

 

Behandlung wie Stufe 2    +

Kortisonpräparate der Klasse  II bis III für die Haut und/oder Tacrolimus, Pimecrolimus

 

Stufe 2

leichte Ekzeme

 

Behandlung wie Stufe 1    +

Wirkstoffe gegen Juckreiz und Infektion,

Kortisonpräparate der Klasse  I bis II für die Haut und/oder Tacrolimus, Pimecrolimus

Stufe 1

trockene Haut

 

Grundpflege:

Vermeidung von Auslösefaktoren usw.

 

 

Treten häufig Rückfälle auf, so hat sich die so genannte proaktive Therapie bewährt: Nach Abklingen des akuten Schubs werden Kortison, Tacrolimus oder Pimecrolimus über mehrere Wochen nur noch zweimal wöchentlich auf die zuvor betroffenen Hautstellen aufgetragen. auf diese Weise wird das Risiko eines erneuten Rückfalls deutlich verringert.

Fettfeuchte Verbände können die Wirkung der Hauttherapie unterstützen. 

 

Innerlich anzuwendende Medikamente:

Zur Dämpfung des Juckreizes können so genannte Antihistaminika eingesetzt werden, die müde machen können (z.B. Fenistil®). Nachts ist das durchaus erwünscht. Tagsüber (z.B. in der Schule!) kann das allerdings störend sein.
Bei ausgeprägten Infektionen sind Antibiotika erforderlich, die meistens geschluckt werden müssen.

Bei sehr schwerer Neurodermitis muss in seltenen Fällen Kortison oder ein anderes stark antientzündlich und abwehrhemmend wirkendes Medikament (z.B. Ciclosporin A) eingenommen werden.

 

  

Die Einnahme von Nachtkerzensamenöl zeigte keine überzeugende Wirkung.

 

 

 

Weitere Maßnahmen 

Die Kleidung sollte luftdurchlässig, galtt und saugfähig sein. Alles, was direkt mit der Haut in berührung kommt, sollte nicht gefärbt sein (z.B. ungefärbte Baumwolle und Viskose). Einnäher aus Synthetik sollten entfernt werden, Nähte enentuell nach außen getragen werden. Durch Wolle wird der Juckreiz verstärkt. Silberbeschichtete Unterwäsche kann den Keimgehalt auf der Haut verringern, ist jedoch teuer.

 

 

 

siehe auch die Information für Ärzte !

 

 

modifiziert nach P.J. Fischer, Neurodermitis: III. Therapie (Teil 1: Hautpflege und Medikamente). Pädiatrische Allergologie 14, 2011:35